Mittwoch, 13. Februar 2013

Marc Faber war an der Fonds '13

Vergangene Woche hielt die Schweizer Fondsbranche Hof anlässlich ihrer jährlichen Messe in Zürich. Fondsanlagen sind zweifellos wieder «in» – die Branche meldet ein Rekordanlagevolumen mit über 700 Milliarden Franken. Frühere Euphorie ist einer realistischeren Einschätzung gewichen, typischerweise erfreuen sich Indexfonds wachsender Beliebtheit. Sie erlauben, von Fortschritten der Märkte zu profitieren, im Gleichschritt mit diesen – aber auch nicht mehr - und sind dennoch ein guter Anlagetipp.

Schillerndste Figur der diesjährigen Fondsmesse war zweifelsohne wieder Marc Faber (siehe Bild -  kopflos...). Er machte die auf Hochtouren laufenden Gelddruckmaschinen verschiedener Nationalbanken zum Ausgangspunkt seiner aktuellen Schwarzmalereien – denn schwarz muss es bei ihm stets sein. Schliesslich ist sein Markenzeichen jenes des Mister Doom, er ist der Untergangsprophet vom Fach und das schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Doch abgesehen von solcher Monotonie, die natürlich im Zeitablauf immer wieder mal Recht bekommt, zeigte Faber’s Analyse dieses Jahr Schwächen, die bislang gar nie so aufgefallen waren.  

Drei gravierende Irrtümer unterliefen Faber, dem Zürcher mit Wohnsitz in Chiang Mai (Nordthailand) und Geschäftssitz in Hongkong. Erstens ist sein Obama-Bashing aufgrund der derzeit wachsenden US-Verschuldung im besten Fall die halbe Wahrheit. Denn ohne die beherzten Geldspritzen wären die USA und mit ihnen wohl die ganze Weltwirtschaft ganz am Anfang von Obama’s erster Amtszeit ziemlich baden gegangen. Der US-Präsident hat mindestens noch die Chance, in seiner verbleibenden Zeit im Weissen Haus das Steuer herumzuwerfen. Dass das keine Phantasie eines Hirnamputierten ist, hat letztlich mit Bill Clinton ein anderer demokratischer Präsident in den 90ern bewiesen. Er führte das US-Defizit auf Null zurück – ganz im Gegensatz zu seinem Nachfolger, dem Republikaner Georg W. Bush, der als eigentlicher Verursacher des katastrophalen US-Defizits gelten muss (siehe auch «Warum es inden USA besser läuft, TA vom 11.2.13»)

Irrtum Nummer zwei: Nur freie Wirtschaften erzielen ein dauerhaftes Wachstum gemäss Faber – das habe schliesslich schon Milton Friedman in seinem Buch «Kapitalismus und Freiheit» herausgearbeitet – ein Buch, das bitte sehr alle zur Pflichtlektüre ihrer Kinder machen sollten. Da mag man nur den Kopf schütteln ob solchen Lobs für den Obermonetaristen, der gerade im Zuge der Finanzkrise doch äusserst obsolet geworden ist. Schlimmer noch an Fabers Analyse: Sie hält dem Faktencheck nicht stand. Denn die höchsten Wachstumsraten erzielen in den vergangenen Jahrzehnten und bis auf den heutigen Tagen eben gerade nicht die Volkswirtschaften, die frei von jedem staatlichen Einfluss sind. Vietnam und China lassen grüssen.

Da war der dritte Irrtum von Marc Faber fast nur noch eine Fussnote. Die Ökonomenzunft, allen voran Nobelpreisträger Paul Krugmann (!), bekamen ihr Fett weg, weil sie eben in Krisenzeiten nicht das Sparen, sondern die Geldvermehrung stützten – eine Haltung, die zu widerlegen zumindest nicht einfach ist (siehe oben, Fall USA). Aber Faber sieht in diesen Ökonomen nur Taugenichtse, die «noch nie gearbeitet hätten» – übersehend, dass er selbst sich nichts anders als ein solcher Ökonom gebärdet.

Und was war sonst noch los an der Fondsmesse? Natürlich sorgten die guten Zahlen des Fondsmarkts 2012 für Stimmung – mit einem neuen Anlagerekordvolumen von insgesamt 712 Milliarden Schweizer Franken – Balsam für all jene, die in den vergangenen Jahren tatsächlich von Untergangsstimmung geplagt wurden. Also Stimmung wieder auf Grün und eine Vielzahl von Anlageinstrumenten, die den kommenden Aufschwung nutzen sollen. Da warnte etwa Fachhochschuldozent Josef Marbacher (im Bild rechts), dass Traumrenditen wie im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends auf lange Zeit wohl nur noch Träume bleiben werden. Um Gefahren aus dem Weg zu gehen, gibt es ein altbewährtes Rezept mit unbeschränkter Gültigkeit: Diversifikation. Deren Dimensionen wurde eben in einem ausführlichen Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in aller Breite aufgezeigt.

Schliesslich widmete sich die Fondsmesse auch der Energiewende, denn in diesen Bereich wird in den kommenden Jahren wegen anstehender Investitionen so oder so viel Geld fliessen. Meyer-Burger-Vertreter Patrick Hofer-Noser (im Bild ganz links) liess sich dabei nicht vom schlechten aktuellen Börsenkurs seiner eigenen Firma beirren. Da handle es sich um eine Talsohle, die sicherlich durchschritten werde. Allerdings: Derzeit geht das Gerücht um, Meyer Burger müsse sein Kapital sogar erhöhen, um über die Runden zu kommen. Auch in dieser Diskussion der Energiewende ging es nicht ohne Gezänk um den staatlichen Einfluss. ETH-Rektor Linus Guzella (im Bild zweiter von rechts) verwahrte sich gegen solchen, wohlweisslich verschweigend, dass seine eigene Institution praktisch ein voll verstaatlichtes Unternehmen ist. Aber eben – lieber keinen Einfluss in der Wirtschaft seitens des Staates, die Landwirtschaft sei ein bedenkliches Beispiel. Bezogen auf die im Energiebereich am meisten umstrittene Kostendeckende Einspeisevergütung scheint auch Guzella entgangen zu sein, dass dieses wirtschaftspolitische Instrument ein zeitlich begrenztes ist (anders als in der Landwirtschaft) – und mengenmässig das einzig wirklich erfolgreiche. Anders ist die Energiewende aus Sicht des Schreibenden nicht zu schaffen - ETH hin oder her.

© Text und Bild: Solarmedia

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