Samstag, 30. Januar 2010

Neuer Mister Untergang

Der Zuger Vermögensverwalter Felix Zulauf liefert eine düstere Konjunkturanalyse und teilt hart aus. Für Aktien sei es zu früh, vielmehr steht im Herbst ein Absturz bevor.

Die Süddeutsche Zeitung betitelte ihn unlängst als «Schweizer Finanzguru». In Amerika hat er sich als Teilnehmer am renommierten «Barron's Roundtable» einen Namen gemacht. Und zu cash sagte der sechzigjährige Ex-UBS-Mann am letzten Mittwoch: «Ich bin short, weil die Märkte nicht viel hergeben.» Wenn er an die Kursrallye der vergangenen Monate denkt, beschleicht ihn nämlich ein grosses Unbehagen: «Die Kurse auf den Aktien- und Rentenmärkten wären nicht dort, wo sie heute sind, wenn unsere Notenbanken nicht einige Billionen Dollar und Euro gedruckt und damit in die Märkte eingegriffen hätten», sagte Zulauf an der diesjährigen Internationalen Anlegertagung von der ZfU International Business School.

Er sprach auch von der «grössten Finanzmanipulation der Geschichte». Das «Quantitative Easing», das Gelddrucken und der Kauf von Papieren durch die Notenbanken zur Stützung der Märkte, werde aber nichts bringen. Denn die westliche Welt und speziell Amerika sei im Prozess des Schuldenabbaus (sog. «De-Leveraging»). «Die Konsumenten sparen, um ihre Kredite zurückzahlen und damit fallen sie als Dynamo der Weltkonjunktur aus», so Zulauf. Die Professoren an den Universitäten hätten sehr viel Mühe, dies zu verstehen, weil sie ein Leben lang nach den alten Formeln des Konjunkturzyklus' und der Geldpolitik wie nach dem Zweiten Weltkrieg gelebt haben. «Milton Friedman liegt völlig falsch mit seiner Analyse der Depression», sagte Zulauf. Und damit habe auch US-Notenbank-Chef und Friedman-Schüler Ben Bernanke schlechte Karten in den Händen. Da könne Bernanke so viel Geld drucken, wie er wolle.

Für Amerika stünden deshalb auch härtere Zeiten bevor.
Zulauf erklärt es am Beispiel Japan. «Nominell hat Japan in den letzten 20 Jahren ein Wirtschaftswachstum von gerade mal 0,5 Prozent gehabt. Das war eine Folge des De-Leveraging-Prozesses.» Das steht jetzt auch Amerika bevor. «Die Menschen sind zwar unterschiedlich, aber sie verhalten sich in gewissen Situationen genau gleich», so Zulauf. In der zweiten Jahreshälfte 2010 werde es vor allem in den USA wegen des Konsumverzichts zu einer grossen Enttäuschung kommen. Und die Erholung an den Aktienmärkten erklärt der «Finanzguru» schon heute für beendet. Jetzt laufe die Korrektur: «Wir werden ein, maximal zwei Drittel, vielleicht die Hälfte der letzten Kurserholung wieder verlieren», so seine Prognose. Der Dax etwa könne den Boden in der Zone zwischen 5300 und 4800 Punkten finden. «Und auf allen anderen Märkten sieht es ähnlich aus», so Zulauf.

Im März werde die erste Schwäche dann vorbei sein und wir kämen nochmals hoch, bis Mai. «Dann brechen wir aber nochmals ein und gehen dann tiefer. Das Tiefst machen wir wahrscheinlich im Herbst», sagte Zulauf weiter. Wenn dann aber gleichzeitig die Konjunkturdaten schlechter werden, so wie es der Zuger Geldprofi erwartet, könnten neue Konjunkturförderprogramme kommen. «Das könnte ein zweites Rallye auslösen», so Zulauf. Von China hingegen erwartet er nicht mehr lange positive Impulse. «Es werden heute zwar noch Geisterstädte aufgebaut, aber mit Hypotheken, die sich nie rentieren, und die zu 100 Prozent in den Bankenbilanzen drin sind», so Zulauf. Das seien alles faule Papiere. Weil aber die Banken ganz oder mehrheitlich dem Staat gehören, könne man dies noch kaschieren. Die Wahrheit werde aber an die Oberfläche kommen. Zuflaufs Prognose: 2011 oder 2012 Rezession in China. «Das wird dann für die Welt sehr ungemütlich, weil es einen zweiten deflationären Schlag versetzen wird.»

Quelle: cash.ch 29.1.2010

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